Zum Inhalt springen

Wir waren Glückskinder – trotz allem

Prof. Dr. Michael Wolffsohn liest an der Maria-Ward-Realschule
Prof. Dr. Michael Wolffsohn liest an der Maria-Ward-Realschule
Datum:
Veröffentlicht: 30.5.22
Von:
Harald Hauck
Prof. Dr. Michael Wolffsohn liest an der Maria-Ward-Realschule

Geschichte hautnah erleben durften unsere Sechstklässlerinnen am Freitag, 27.05.22 im Rahmen einer Autorenlesung durch den renommierten Historiker und Autor Prof. Dr. Michael Wolffsohn. In seinem Jugendbuch „Wir waren Glückskinder – trotz allem“ tauchte er mit unseren Schülerinnen ein in die Zeit des Nationalsozialismus, wie sie seine Mutter, eine in Bamberg geborene und aufgewachsene Jüdin, erleben musste. Thea Wolffsohn, geb. Saalheimer, behielt rückblickend auf die Verfolgung durch die Nationalsozialisten ihre „alte Bamberger Schule“ (Martinschule) nicht zuletzt aufgrund des Unterrichts durch Mater Margareta, Schwester der Congregatio Jesu (ehemals Englische Fräulein), so gut in Erinnerung, dass sie ihrem Sohn stets von einem eindrucksvollen Ereignis erzählte, das sich in der Schule zugetragen hatte. In einer couragierten wie ergreifenden Ansprache kurz vor den Osterferien 1933 rief Mater Margareta ihre jüdischen Schülerinnen und Schüler auf: „Bitte, bitte, sagt euren Eltern, dass sie mit euch das Land verlassen sollen, bevor es zu spät ist. Bevor die Nazis euch noch viel Schlimmeres antun als bisher schon.“

In einem Wechselspiel aus eindrucksvoll vorgelesenen Textpassagen und philosophisch kindgerecht aufbereiteten Interpretationen von Gerechtigkeit, Toleranz und tiefem Verständnis für das Menschliche erlebten unsere Schülerinnen eine beeindruckende Lehrstunde, die sie so schnell nicht vergessen werden.

Der Besuch von Prof. Dr. Wolffsohn an unserer Schule hatte aber auch einen gesellschaftspolitischen Hintergrund: Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl antisemitischer Vorfälle und Straftaten in Deutschland erneut an. Antisemitische Narrative scheinen wieder bis in die Mitte der Gesellschaft anschlussfähig zu sein. So wurden in der Lesung angesprochene Themenkomplexe in den folgenden zwei Schulstunden anhand von Workshops vertieft. Diese führten die Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz in Oberfranken, Bettina Perle, Nicola Rupprecht und Steffen Biskupski durch. Sie sind speziell ausgebildete Beratungslehrkräfte bzw. Schulpsycholog*innen, die den Schulen für verhaltensorientierte Extremismusprävention sowie anlassbezogene Intervention zur Verfügung stehen. 

Für uns Lehrkräfte hatte Prof. Dr. Wolffsohn als ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München und führender Experte für die Geschichte des Judentums sowie des Nahostkonflikts im Rahmen der politischen Bildung ein Impulsreferat zum Thema „Geschichte des Israelkonflikts“ im Gepäck. 

Der Einladung zu dieser Fortbildung folgten auch viele unserer Schwestern der Congregatio Jesu. 

Initiiert wurde die Veranstaltung von Ministerialrat Werner Karg und seiner Mitarbeiterin OStRin Karoline Nitzlnader vom Referat für Erinnerungskultur, Extremismusprävention und Internationale Bildungszusammenarbeit des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Sie entstand in Zusammenhang mit der digitalen Lehrerfortbildungsoffensive „Antisemitismus“. 

Barbara Hauck